Was kann man tun für die Artenvielfalt im Revier, im Großen wie im Kleinen? Darüber gab beim Informationsabend der Essener SPD der Leiter der Biologischen Station westliches Ruhrgebiet Dr. Peter Keil einem interessierten Publikum Auskunft. Denn das Ausbleiben der Bienen als Bestäuber in Landwirtschaft und Gärten, das Fehlen vieler anderer Insektenarten als Nahrung für Vögel und Kleinsäuger bemerken inzwischen viele.
Jeder könne im eigenen Garten, in Kleingärten oder in Projekten etwas für die Artenvielfalt tun, beantwortete Keil Fragen aus dem Publikum. Heimische Pflanzen auszusäen und anzupflanzen, einen Laubhaufen einfach mal liegen zu lassen, einen Teich ohne Fische anzulegen, ein Insektenhotel aufzustellen – all das biete den verschiedensten Arten von Insekten Lebensraum. Im städtischen Bereich könnten naturnahe Parkanlagen und artenreiche Stadtwälder helfen.
Der Strukturwandel im Ruhrgebiet habe ganz nebenbei auch der Artenvielfalt Vorschub geleistet. Auf vernachlässigten Brachflächen hätten sich viele ursprünglich in dieser Landschaft heimische Pflanzen angesiedelt, erklärte Keil. Wertvolle Inseln mit vielfältigen Arten hätten sich dort gebildet, und man solle das doch nutzen. Die Politiker und die Planer will Keil sensibilisieren. Es wäre gut, wenn in Planungen und Ausschreibungen das Thema Artenvielfalt gleich mitgedacht würde. „Es braucht dafür Freiflächen und Verbindungen zwischen diesen,“ so Keil. Man sollte Flächen nicht immer nach dem kurzfristigen Nutzen sehen, sondern nach ihrem Wert für Umwelt und Zukunft fragen.

Genau dort will die SPD Essen nun ansetzen. „Einige Menschen reagieren achselzuckend auf die Warnrufe und freuen sich eher darüber, dass im Sommer ihre Windschutzscheibe frei und die Kaffeetafel von lästigen Mitessern verschont bleibt,“ weiß Thomas Kutschaty MdL, Vorsitzender der Essener SPD. „Insekten bilden jedoch das Fundament eines gesunden Ökosystems. Sie sind Pflanzenbestäuber, Nahrungsgrundlage und regulieren sogar Schädlinge. Hier sind auch wir in der Verantwortung, Maßnahmen zu ergreifen, um die Lebensgrundlage der Insekten zu schützen. Wir sind Dr. Keil für seinen Input sehr dankbar und werden seine Anregungen aufgreifen und in einen Maßnahmenkatalog zum Erhalt der Vielfalt in Essen einfließen lassen.“

„Auch wenn es in Essen, angestoßen durch die Aktivitäten rund um die Grüne Hauptstadt, bereits Ansätze gibt, Biodiversität zu fördern, fehlt es unserer Meinung nach an einer übergreifenden Strategie, die insbesondere einen gesamtstädtischen Ansatz verfolgt,“ ergänzt Julia Kahle-Hausmann, stellvertretende Vorsitzende der Essener Ratsfraktion. „Langfristiges Ziel muss es sein, Stadtnatur und Förderung von Biodiversität mit den Handlungsfeldern und Aufgabenbereichen der Stadtentwicklung zu verzahnen und so den Nutzen von Stadtnatur und Stadtgrün für die Stadtentwicklung sichtbar zu machen und zu fördern.“