Unter der Überschrift Hintergrundinfos zur wirtschaftlichen Lage der Messe Essen haben die Grünen auf ihrer Internetseite einen Beitrag veröffentlicht (http://gruenerkv-essen.de/aktuell/lesen/nachricht/messe-essen-haengt-am-tropf-der-staedtischen-finanzen-wirtschaftliche-erfolge-fehlen.html), in dem sie verraten, welchen Zweck sie eigentlich mit dem Bürgerbegehren verfolgen: Das Aus für die Messegesellschaft. Stattdessen soll das Grundstück vermarktet werden, um dort Büroarbeitsplätze zu schaffen. Der Beitrag ist zwar einem Vorstandsmitglied eines Lobbyvereins zugeschrieben, wird aber von den Grünen ohne Widerspruch verwendet. Damit ist klar, dass er ihre Meinung widerspiegelt. Ich erkenne darin einen deutlichen Bruch zu den bisherigen Äußerungen aus der grünen Partei, die bislang vorgab, nur an der Art der Ertüchtigungspläne Anstoß zu nehmen. Nach zwei Jahren Verzögerungstaktik und dem unpräzisen Wunsch nach einer kleinen Messe-Lösung ist festzustellen, dass das alles nur vorgegaukelt war. Die richtige Überschrift für das Bürgerbegehren müsste lauten: Messe-Umbau um keinen Preis. Wenn das, was auf den Internetseiten der Grünen zu lesen ist, die Meinung der Grünen darstellt, sollte Bürgermeister Fliß sein Mandat im Messe-Aufsichtsrat niederlegen, weil er die Interessen der Gesellschaft nicht vertritt, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Rainer Marschan.
Die vermeintlichen Hintergrundinformationen leisten auch ansonsten keinen Beitrag zur Aufklärung über die Messe Essen oder die vom Rat der Stadt Essen mit breiter Mehrheit beschlossenen Ertüchtigungspläne. Vielmehr mutmaßen die Grünen hier, dass das Messe-Personal überbezahlt und unproduktiv sei, die Stadt ein jährliches Minus von 10 Millionen Euro mache und bei einer Abwicklung nicht nur 10.000 neue Arbeitsplätze in Essen entstehen würden, sondern unterm Strich sogar noch ein Plus von jährlich 20 Millionen Euro stehe. Was die Grünen hier betreiben, ist Bürgerverdummung und eine dreiste Verunglimpfung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Messe Essen. Aufgrund der Cross-Border-Verträge, die auch von den Grünen beschlossen wurden, ist zunächst einmal eine Vermarktung überhaupt nicht möglich. Und dann möchte ich mal sehen, welche Anreize die Stadt Essen irgendwelchen Firmen bieten soll, um hier quasi über Nacht 10.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Das wäre ein Jobwunder, auf das viele Kommunen, etwa Bochum mit dem gefährdeten Opel-Standort, vergeblich warten, führt Rainer Marschan aus.
Interessant ist auch der Hinweis, dass die Grünen vermuten, die Stadt Essen sei bereits überschuldet. Glaubt die Grünen-Ratsfraktion also, ihre Konsolidierungsbemühungen seien gescheitert? Das wäre das Eingeständnis eines völligen Versagens grüner Ratspolitik in den zurückliegenden Jahren, schmerzhafte Kürzungen wären unnötig gewesen, weil sie die drohende Überschuldung nicht abgewendet hätten. Ich frage mich, was die Partner im Viererbündnis von dieser Äußerung halten, so Rainer Marschan weiter.