Plädoyer für mehr Vielfalt mit Netzhilfe – "Was alles wegen der Stimmungsmache unterschlagen wird" von Otto Reschke, Vorsitzender UB-Ausschuss der SPD Essen, Ehrenvositzender SPD Frohnhausen
In den letzten Wochen bewegt sich kaum etwas in den Umfragen. Die Institute berichten auf der Grundlage ihrer Bewertungen. Nur die Redaktionen versuchen uns Veränderungen zu zuschreiben in Wort und Bild.
Man könnte auch sagen, die SPD-Klientel soll demoralisiert und niedergeschrieben werden. Es passt nun mal ins strömungspolitische Verhalten der Redaktionen, in diesem Wahlkampf Stimmungen zu Stimmen machen zu wollen, wo uns doch Johannes Rau klar gemacht hat: Stimmungen sind noch lange keine Stimmen. Eigentlich ein Auftrag zum Kampf um Stimmen.
Wer einen Überblick über Stimmungen haben will sollte hin und wieder bei spiegel-online nachlesen. Ein Link mit einer dauerhaften Zusammenstellung der vorliegenden aktuellen Umfragen der verschiedensten Institute für die Bundesländer und den Bund. Ich empfehle den Link unter Favoriten abzuspeichern:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wahl-umfragen-sonntagsfrage-fuer-bundestagswahl-und-landtagswahlen-a-623633.htmlHamburg
Zur Vervollständigung gehört auch den NRW Block (s. unten) unter Favoriten zu speichern, damit uns genügend unabhängige Informationen oder zurückgehaltene Meinungen zu erreichen. Unsere noch verbliebenen Redakteure sind zu gerne Bereit im Mainstream zu schwimmen. Ist ja auch bequemer sich mit der Strömung über Wasser zu halten. Von Kurt Schumacher ist überliefert, das nur derjenige die Quelle erreicht, der gegen den Strom schwimmt.
Der Artikel vom 16.8. von Alfons Pieper macht schon nachdenklich, deshalb Empfehle ich auch NRW Block ständig zu lesen – http://www.wir-in-nrw-blog.de/ –
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Kritik an Leitmedien: Merkel wird bewundert
16. August 2013 von Alfons Pieper
Heftige Kritik an den so genannten Leitmedien hat der Direktor des Berliner Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik. Dr. Lutz Hachmeister, geübt. In einem Interview mit Thomas Leif im SWR warf Hachmeister den tonangebenden Journalisten vor, sie verfolgten eine eigene Ideologie, die im Kern bürgerlich-konservativ geprägt ist. Aus dieser Haltung entfalte sich gegenüber der Bundeskanzlerin eine Art von Bewunderung für eine Machtpolitikerin, eine Frau, die auch noch aus dem Osten kommt. Das hat es so noch nicht gegeben, betonte Hachmeister.
Diesen Trend hat Hachmeister schon seit 2005 beobachtet, als sich zahlreiche Medien von FAZ bis Spiegel als publizistische Opposition gegen den damaligen Kanzler Gerhard Schröder verstanden hätten. Und entsprechend hatte Hachmeister diese Beobachtung 2007 in seinem Buch Nervöse Zone- Politik und Journalismus in der Berliner Republik festgehalten. Wörtlich heißt es dort: Der meinungsführende Journalismus hat sich in der Berliner Republik nach rechts bewegt, in Richtung eines neokonservativen Zentrismus. Hachmeister hat eine Abkehr von politischen Prozessen im Journalismus festgestellt, eine Ermüdung, eine innenpolitisch diverse Auseinandersetzung finde nicht mehr statt. Alles sei in einer müden Suppe gelandet.
Bei seiner Kritik nimmt Hachmeister die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nicht aus. Sie hätten nur noch eine visuelle Präsenz, spielten aber keine politische Rolle mehr. Im Sinne einer kritischen Reflexion seien die Sender tot. Politiker seien mit diesem Zustand zufrieden, für sie sei es attraktiv, wenn Journalisten sie nicht mehr drangsalierten, sondern nur noch das Mikrofon statuarisch hinhielten. Schuld an dieser Entwicklung sei auch eine Opposition, die so schwach sei wie nie zuvor. Mit Hannelore Kraft als politische Herausforderin würde die Lage wohl anders ausschauen, stellte Hachmeister fest.
Die Kritik an den Medien in der Hauptstadt kommt nicht von ungefähr. Der schonende Umgang der Leitmedien mit Angela Merkel, die seit Monaten mit Samthandschuhen angefasst wird, während der Herausforderer der SPD, Peer Steinbrück, pausenlos unter Feuer genommen wird, ist oft genug Thema in den Leserbriefspalten einiger Zeitungen. Merkel, die Kanzlerin im Ungefähren, könne sagen, was sie wolle, ohne dass das bemängelt werde, kann man die Kritik zusammenfassen. Dabei sei es geradezu lächerlich, wenn die Kanzlerin die eigene Regierung als die beste nach der Wiedervereinigung lobe, ausgerechnet jene Truppe, die so gut wie nichts zustande bekommen habe. Auch das Selbstlob, diese Regierung habe die Arbeitslosigkeit von fünf Millionen auf unter drei Millionen gesenkt, stimme nicht. Die umstrittenen Reformen habe schließlich die rot-grüne Vorgänger-Regierung unter Gerhard Schröder beschlossen und auf den Weg gebracht. Schröder wurde wegen der Hartz-IV-Reformen von Teilen seiner Partei heftig kritisiert. Dass er die Wahl 2005 verlor, wenn auch nur knapp, hängt auch mit dieser Reform zusammen.
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